Wie Headhunter im Fundraising arbeiten
Die Nachfrage nach Fundraiserinnen und Fundraisern mit Erfahrung in Organisationen und Agenturen steigt. Profis sind ein gefragtes Gut. Davon können aktuell besonders die „alten Hasen“, aber auch High Potentials „aus der zweiten Reihe“ profitieren, die von Headhuntern angesprochen werden. Oder sie werden selbst aktiv, um den nächsten Karriere- oder Vergütungsschritt einzuleiten.
Karriere in Vereinen oder Stiftungen sind nichts Außergewöhnliches mehr. Professionelle Strukturen und Arbeitgeber wie Kliniken oder Hochschulen bieten Karrieremöglichkeiten, die mit denen in der Wirtschaft durchaus mithalten können. Doch Fachkräfte werden immer rarer. Der „Kampf um die qualifiziertesten Köpfe“ ist auch bei NGOs angekommen.
Nachfrage steigt expotentiell
Agenturen für Headhunting und Personalberatung sind ein möglicher Weg, die begehrten Fach- und Führungskräfte zu finden. Cornelia Kliment führt seit vielen Jahren das Unternehmen DHV-Funds-Consult, das gemeinnützige Organisationen bei der Einstellung von Personal berät und auch die passenden Leute sucht. „Die Nachfrage steigt derzeit exponentiell, wir haben in diesem Jahr doppelt so viele Stellen besetzt wie im letzten Jahr. Das war unser bisher bestes Jahr zur Besetzung von Fundraisingstellen in Hochschulen, Stiftungen und der gesamten Philanthropie, das wir in den vergangenen zehn Jahren hatten“, berichtet sie stolz. 40 Prozent waren Positionen in Hochschulen und 60 Prozent in Stiftungen und anderen NPOs.
Spezialisierte Personalagenturen
- Kampahire.ch
- talents4good.de
- Hochschulverband/DHV-Funds-Consult
Beim Headhunting geht es meist um Führungskräfte oder Jobs mit speziellen Fähigkeiten wie Großspenden oder IT und Online-Marketing. Doch wie trifft man eigentlich auf Headhunter?
Netzwerken und Selbstvermarktung
Eine Möglichkeit sind Fachveranstaltungen und Networking. „Beim letzten Fundraisingkongress im Mai bin ich von 27 Kollegen angesprochen worden, die mir mitteilen wollten, dass sie wechselbereit sind“, berichtet Headhunterin Kliment. Recherchiert wird aber auch selbst. Ein aussagekräftiges Xing-, oder LinkedIn-Profil erleichtert Headhuntern die Arbeit enorm. Insbesondere die Qualifikationen und die Kontaktadresse sollten immer aktuell gehalten werden. Bei Xing bietet sich dafür die Kategorie „Ich biete“ an. Bei LinkedIn sind es Qualifikationen, die von anderen Mitgliedern des Netzwerks bestätigt werden können. Dazu kann man auch aktiv auffordern, um seine Chancen zu verbessern.
Sichtbar werden und Kompetenz zeigen
Menschen, die an ihrer Karriere arbeiten wollen, nutzen auch Fachveranstaltungen und Fachpublikationen, um auf sich aufmerksam zu machen. Ein Fachartikel oder die Vorstellung einer Masterarbeit mit Fundraising-Bezug – im Fundraiser-Magazin gedruckt, mit einer kurzen Vita versehen, zeigt die Kompetenz fürs Thema. Auch eine Präsenz als Referentin oder Speaker auf Kongressen und Fundraisingtagen kann die Aufmerksamkeit für die eigene Person steigern. Dort kommt man außerdem persönlich ins Gespräch und wird natürlich mit seiner Vita und seinen Themen im Internet auffindbar. Das kann schon sehr wertvoll sein.
Arbeitgeber zahlt Headhunter
Die Aufgabe von Headhuntern ist aber nicht nur, die beste Personallösung für den Arbeitgeber zu finden, auch wenn der zum Schluss die Zeche zahlt. „Entweder ein Drittel des ersten Jahresgehalts oder ein Festpreis zwischen 20 000 und 30 000 Euro“ koste das, verrät Headhunterin Kliment. In diesem Preis ist die gesamte Stellenbesetzung, von der Ausschreibung mit Veröffentlichungen über den Such-Prozess, den Stellenbesetzungstag und die Entscheidungsberatung bis zum unterschriebenen Vertrag, enthalten.
Kandidaten coachen und vorbereiten
Aber auch die Bewerber haben etwas davon. „Natürlich ist mein Mandant die Hochschule oder die Stiftung, aber ohne exzellente Netzwerke unter den Kandidaten funktioniert kein Mandat. Ich kenne den Mandanten in der Regel sehr gut und kann Fragen beantworten, Bedenken zerstreuen und meinen Kandidaten sehr gut coachen und auf den Stellenbesetzungstag und die neue Aufgabe vorbereiten.“
Abwerben und nachverhandeln
Die hohe Nachfrage stärkt auch die Verhandlungsbasis für Wechselwillige. Wie die Personalagentur Talents4Good in ihrer Studie „Arbeitsmarkt Fundraising“ bestätigt, ist der Fachkräftemangel im Fundraising bereits akut. Arne Peper, Bereichsleiter Fördererservice des Malteser Hilfsdienstes, bekannte in der Studie: „Es gibt mehr Stellen als Bewerberinnen und Bewerber. Vielen NGOs ist gar nicht bewusst, dass gezielte Abwerbung durch andere Organisationen ein Damoklesschwert ist, das über vielen schwebt.“ Andere wiederum setzen auf Quereinsteiger, um die Lücken zu füllen. Das wiederum bedeutet für angestellte Fundraiserinnen und Fundraiser, dass sie selbstbewusst um ein Personalgespräch bitten sollten, wenn sie ihren gestiegenen „Marktwert“ auch auf der Gehaltsabrechnung wiederfinden wollen.
Text: Kurt Manus, Foto: Elnur/Fotolia.com
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