Wer spendet eigentlich Bitcoin?

Befassen sich Spender mit alternativen Währungen? Und ist eine entsprechende Anpassung des Fundraisings sinnvoll? Oder gibt es am Ende gar keine Schnittmenge zwischen Spenden und Krypto-Währungen? Diese Fragen waren Bestandteil einer Masterarbeit, die sich neuen Kanälen im Fundraising widmet.

Von Lara Tonet

Vor elf Jahren tauchte der Begriff Bitcoin erstmals auf und versprach neue, schnelle und sichere Transaktionsmöglichkeiten. In den letzten Jahren sind alternative Zahlungsmethoden laufend populärer geworden. Und so stellte ich mir im Rahmen meiner Masterarbeit am Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel die Frage, ob sie als Fundraising-Instrument oder Zahlungsmöglichkeit einen Unterschied in der Abwicklung des Spendenwesens machen. Oder ob sie gar einen neuen Spendermarkt eröffnen könnten.

An der Universität Basel hatte ich verschiedene Vorlesungen im Bereich Bitcoin und Blockchain besucht. Ich ging davon aus, dass Personen, die mit Bitcoins vermögend wurden, ein neues Fundraising-Potenzial darstellen: Spenden können zurückverfolgt und Leistungsdaten sichtbar gemacht werden. Damit werden Projekte und deren Leistungs­erbringung leichter vergleichbar. Das könnte ein Anreiz für Spender sein.

Transparenz wird immer wichtiger

Um meiner Vermutung auf den Grund zu gehen, analysierte ich den aktuellen Spen­den­markt. Ich verglich die Profile heutiger Spender und ihr Verhalten mit den Bedürfnissen der Halter von Bitcoin, um die Möglichkeiten von Kryp­to­währungen als Spenden­medium und Fund­raising-Tool aufzuzeigen. Ich führte Interviews mit Fachleuten aus dem Bereich Krypto­währungen sowie mit Fundraising-Experten.

Beispielsweise mit Marita Haibach: „Die Bedeutung von Transparenz hat stark zugenommen“, beobachtet die Philanthropie-Spezialistin aus Deutschland. „Für viele Spenderinnen und Spender gehört es heutzutage zu den Selbstverständlichkeiten, sich im Internet über die Organisationen zu informieren, für die sie sich engagieren wollen. Ein Teil davon ist auch das Thema Zahlen. Ich sehe Transparenz und Effizienz als zwei verschiedene Aspekte an. Spenderinnen und Spender wollen wissen, was ihr Engagement bewirkt.“

Unterschiedliche Profile

Die Gegenüberstellung der Profile eines Durchschnittsspenders und eines Kryptowährungshalters führte zu keiner Schnittmenge. So ist der typische Spender in der Schweiz über 55 Jahre alt, weiblich und technisch eher uninteressiert. Typische Kryptowährungshalter hingegen sind unter 35, männlich und technikaffin. Die Anzahl der NGOs, die in der Schweiz Spenden in Kryptowährung annehmen, ist denn auch an einer Hand abzählbar. Bei international wirkenden Plattformen wie etwa BitGive können Projekte mit Kryptowährung unterstützt werden, und auch UNICEF gab im letzten Oktober bekannt, künftig Spenden in Kryptowährungen anzunehmen.

Neue Zielgruppen dank Kryptowährung

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass heutige Spender eher keine Krypto­währungen besitzen und ihre Zu­wen­­dungen in Fiatwährungen tätigen. Nutzer von Kryptowährungen haben andere Bedürfnisse. Sollten sie als Spender gewonnen werden, müssten sie über eine eigene Kom­munikations­strategie angesprochen werden. Auch wenn ich in meiner Arbeit keine Empfehlung an NGOs abgebe, Spenden künftig in Kryptowährungen anzunehmen, weise ich auf drei bedeutende Vorteile hin: Auf diesem Weg können neue Spenderinnen und Spender erreicht werden, die Transaktionen sind schneller und mit tieferen Kosten verbunden, und schließlich sind über weiterentwickelte Applikationen auf der Blockchain neue Wege der Spendeneinbindung möglich.

Die Autorin

Lara Tonet ist seit 2018 bei Tonet-Fundraising angestellt, wo sie Fundraising-Mandate innehat. Seit Anfang 2019 leitet sie die Spendenkampagne der Renovation der Kaserne der Päpstlichen Schweizergarde im Vatikan. Parallel zu ihrem Studium an der wirtschafswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel hat sie an der Zürcher Fachhochschule Winterthur ein Diplom of Advanced Studies in Fundraising-Management erworben.
 www.tonet-fundraising.ch

Foto: pixabay – MasterTux


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