Studie: So spenden Ostdeutsche

Sind Ostdeutsche Spendenmuffel? Durch Experteninterviews hat Susanne Tharun im Jahr 2020 Motive für das geringere Spendenaufkommen von ostdeutschen Spendern untersucht. Dabei wurde deutlich, dass Ursachen in der Sozialisation der DDR liegen, was in Abhängigkeit des Alters der Befragten gut sichtbar wurde.

Das zentral organisierte Spendenwesen der DDR mit dem Zweck der „antiimperialistischen Solidarität“ entbehrte grundlegend der Möglichkeit des selbstbestimmten Spendens. Vereinzelte alternative Spendenmöglichkeiten, die sich in den 80-er Jahren unter dem Dach der Kirche vorsichtig entwickelten, waren nur sehr wenigen Menschen bekannt. Mit der Wende oblag es den Menschen, das Spenden aus eigenem Antrieb zu erlernen und sich durch den anfangs unüberschaubaren Spenden-Dschungel zu hangeln. Besonders große, international agierende Organisationen wurden skeptisch aus den Erfahrungen mit dem altbekannten Solidaritätskomitee beäugt.

Kinder der DDR

Die mit der Wiedervereinigung sichtbar gewordenen sozialen Herausforderungen in der BRD waren aus der DDR nicht bekannt. Daher rührt, besonders bei den älteren Befragten, die Annahme, dass der Staat für die „soziale Gerechtigkeit“ aufzukommen habe. Ihre Rolle in der Zivilgesellschaft, Verantwortung und Gestaltungsmöglichkeiten erkennen um so mehr die Jüngeren, die die DDR mit ihren vermeintlichen Vorzügen nicht den bislang größeren Teil ihres Lebens erlebt haben. Mit Ausnahmen engagieren sich auch die Älteren selbstbestimmt und engagiert. Unzufriedenheiten bezüglich Einkommens- und Rentenunterschiede wurden nur teilweise als Begründung für ein mögliches zurückhaltendes Spendenverhalten angeführt, auch hier wurde das Altersgefälle deutlich.

Bevorzugte Organisationen

Durch die Möglichkeit, selbstbestimmt und erfüllend zu spenden ist die Spendenbereitschaft nicht zu übersehen. Bevorzugt werden Organisationen der Humanitäre Hilfe sowie solche mit sozialen und kulturellen Zwecken unterstützt. Den ostdeutschen Spendern ist die persönliche Beziehung zu den Organisationen sehr wichtig, sie suchen sich kleinere ortsansässige Organisationen mit regionalen Projekten. Solidarität und das „Wir-Gefühl“ zeigen das Bedürfnis nach Gemeinschaft und Teil des Ganzen zu sein.

Ausblick

Um diese Erkenntnisse noch nutzbarer für Organisationen auszubauen führt Susanne Tharun bis zum 30. April 2021 eine anonyme Online-Umfrage durch. Bitte beteiligen Sie sich und laden Sie Ihre Spenderinnen und Spender zu der etwa fünf Minuten dauernden Umfrage ein! Hier geht es zur Umfrage.

Fragen beantwortet Susanne Tharun unter spendenumfrage@web.de.


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