Soft-Skills im Solo-Fundraising: Fähigkeiten, die den Arbeitsalltag erleichtern

Während große Organisationen zunehmend spezialisierte Stellen anbieten, wird in kleinen, unbekannteren Organisationen oft das Gegenteil gesucht: Allrounder. Fachlich flexible Menschen, die neben dem Fundraising beispielsweise in der Verwaltung unterstützen oder die Öffentlichkeitsarbeit mitdenken können. Diese herausfordernden Stellen brauchen strategisch starke Persönlichkeiten, die Wege kreieren, Grenzen setzen und sich selbst motivieren können.

„Wir suchen für die Etablierung von professionellem Fundraising eine Teilzeitkraft 50 Prozent (mit Ausblick auf 75 %). Zu den Aufgaben gehören: Strategische Entwicklung und operative Realisierung des Spendenfundraisings, die Spendenverwaltung in enger Abstimmung mit der Buchhaltung, Spendenservice, Verfassen von aussagekräftigen Reportings, Erstellung von Brief-Mailings mit zugehörigen Printprodukten (Text & Design), Betreuung und Ausbau der Online-Kanäle unter Fundraising-Aspekten, Absprachen mit Dienstleistern, Etablierung neuer Fundraising-Instrumente wie Crowdfunding und Benefizveranstaltungen, Beziehungspflege zu Stiftungen und Unternehmen. Erfahrungen im individuellem Großspenden-Segment wären wünschenswert.“ Kurz: Einmal fast alles, bitte.

Sinnvolle Soft-Skills

In dieser Fülle an Wüschen mit geringem Zeitkontingent einen erfolgreichen Weg für das Fundraising zu finden, ist nicht leicht. Es hapert nicht an Ideen, denn die Möglichkeiten sind vielfältig, und die Hoffnung in das Fundraising oft groß. Gute Kommunikations- und Entwicklungsfähigkeiten sowie Change-Management können dabei sinnvolle Soft-Skills sein, um authentisch und realistisch im Solo­-Fundraising in kleinen Organisationen zu wirken.

Klar kommunizieren

Klar kommunizieren: Wenn eine Organisation sich dazu entscheidet, Fundraising zu professionalisieren ist der erste Schritt getan – so die Annahme. Die Realität kann jedoch anders sein: Das Fundraising wird trotzdem in Frage gestellt oder die Spendenposition mit Wünschen überhäuft, von Ehrenamtlichen, dem Kollegium oder dem Vorstand. Wünsche sind jedoch nicht die Realität. Es ist wichtig, dass die Organisation versteht, das Fundraising ein Gesamtkonzept ist und du alleine in kurzer Zeit in einer unentwickelten Struktur keine Wunder wirken kannst. Dafür braucht es Ressourcen: Zeit, Geld und Know-how. Dies offen zu kommunizieren, kann deine Position in der Organisation stärken. Denn im Solo-Fundraising tun wir uns keinen Gefallen, wenn wir Wünsche einfach bejahen. Unsere Aufgabe ist es, einen strategischen Weg aufzuzeigen, um das Fundraising mit seinen Instrumenten nachhaltig zu etablieren, die dafür benötigten Ressourcen einzufordern sowie durch Fachexpertise zu Investitionen zu ermutigen. Und: Dies alles mutig und klar zu kommunizieren.

Vertrauen fördern

Vertrauen fördern: Nicht nur die Spendenden braucht Vertrauen in die Organisation, sondern die Organisation braucht auch Vertrauen in den Fundraising-Kopf, um die Spendenstrategie mitzutragen. Um dieses Vertrauen zu fördern, kann Transparenz helfen. Kräfte im Solo-Fundraising können ganz bewusst ihr Fachwissen, die Kennzahlen und die Herausforderungen auch mit ihrem nicht-fachlichen Kollegium teilen. Je nach Struktur finden sich dann im Vorstand, der Programmarbeit oder unter den Ehrenamtlichen Menschen, die dabei unterstützen, einen für die Organisation passenden Fundraising-Fokus zu finden. Sie können eine Idee bestärken oder darauf kreativ Einfluss nehmen. Denn auch eine einzelne Fundraisingkraft ist in einer kleinen Organisation nie wirklich alleine. Teamsitzungen, Kaffeepausen, Ehrenamtstreffen oder schriftliche Reports, sind gute Räume, um Wissen und Ideen in die Organisation zu tragen und um Feedback zu bitten.

Vom Generellen ins Spezifische

Vom Generellen ins Spezifische: Bevor das Fundraising mit voller Kraft losfährt, kann eine verwaltungstechnische „Bestandsaufnahme“ in kleinen Organisationen sinnvoll sein. Ist die Datenbank für das Fundraising geeignet? Gibt es genügend technische Wege, um eine Spende tätigen zu können? Sind ausreichend Prozesse in der Spendenverwaltung automatisiert? Es empfiehlt sich, das Spenden zunächst verwaltungstechnisch smart zu ermöglichen, damit diese Basis des Fundraisings zukünftig stabil funktioniert und keine Zeitressourcen mehr frisst. Parallel kann die Fundraising-Strategie entwickelt werden: Die Zielgruppe wird definiert, die Ziele benannt und ein erster „Fahrplan“ mit Meilensteinen kann aufgestellt werden. Wenn du dich vom Generellen ins Spezifische vorarbeitest, entwickelst du eine stabile Basis, die sich fachlich gut weiterentwickeln lässt.

Gemeinsam wachsen

Gemeinsam wachsen: Du kannst nicht alles wissen, und das ist ok. Aber du kannst gemeinsam mit deiner Organisation lernen. „Try and error“ hilft, um neue Instrumente zu finden oder durch Erkenntnisse vorerst auszuschließen. Neben diesem mutigen Vorangehen ist jedoch auch die fachliche Weiterbildung wichtig. Alleine die passenden Fachseminare zu finden und finanziell zu verargumentieren kann insbesondere in kleinen Organisationen herausfordernd sein. Doch wenn sich das Fundraising professionell entwickeln soll, ist das fachliche Know-how zentral für dich und deine Organisation. Ob autodidaktisch mittels Fachliteratur, durch ein Netzwerk oder durch Seminare – hier „am Ball“ zu bleiben, lässt euch gemeinsam wachsen.

Veränderung verstehen

Veränderung verstehen: „Das haben wir schon immer so gemacht.“, „Früher wurde das ehrenamtlich erledigt.“, „Dafür haben wir kein Geld.“ Diese Aussagen haben eines gemeinsam: Sie bringen Widerstand vor Veränderung zum Ausdruck. Fundraising professionell in unbekannten Organisationen zu etablieren bedeutet vor allem eines: Veränderungen begleiten. Deshalb kann es als allein wirkende Fundraisingkraft nützlich sein, zu verstehen, wie Menschen auf Veränderung reagieren – folglich die eigene Expertise im Change-Management auszubauen. Dadurch wird das zwischenmenschliche Verständnis geschult, die eigene Geduld trainiert und der Wandlungsprozess hin zu einer fundraising-affinen Organisation menschlich begleitet.

Sich selbst motivieren

Sich selbst motivieren: Wenn nichts möglich erscheint, weil Struktur oder zeitliche und finanzielle Ressourcen fehlen, ist es gelegentlich schwierig in der Offenheit zu bleiben, die das Fundraising benötigt. Pausen sind deshalb wichtig, um die eigenen Aufgaben mit Abstand betrachten zu können. Ob im Tages-, Wochen- oder Jahresverlauf – Pausen und Urlaub helfen in der Energie und Ausgeglichenheit zu bleiben, um die nächste Veränderung für das Fundraising wieder gut begleiten zu können.
Auch der fehlende fachliche Austausch innerhalb der Organisation kann die eigene Motivation hemmen. Hier wird insbesondere der Austausch mit anderen Solo-Kräften im Fundraising wichtig, denn sie kennen die spezifischen Herausforderungen, die auf diesen Allrounder-Stellen liegen. Hier kann durch fachlichen Austausch Verständnis und Zuspruch gefunden werden, wodurch die eigene Motivation wieder steigen kann.

Gutes Wissensmanagement

Gutes Wissensmanagement: Im Solo-Fundraising übersehen wir gerne eins: uns für den Fall unseres persönlichen Ausfalls oder unseres Wegganges ersetzbar zu machen, zum Beispiel durch ein „Handbuch“ zum Nachschlagen der etablierten Instrumente, Tools und Abläufe. Die Verantwortung, das Wissen über die aufgebaute Fundraisingstruktur in der Organisation zu belassen, ist wichtig für deren Stabilität und Wirksamkeit. Dennoch kann die persönliche Angst „ersetzbar“ zu sein, ein Faktor sein, der uns hemmen kann, ein gutes Wissensmanagement aufzubauen. Aber: Du bist nicht nur dein Fachwissen oder deine Soft-Skills, sondern du bist auch eine Persönlichkeit, die das Fundraising maßgeblich trägt. Deshalb: Ein gutes Wissensmanagement kann uns selbst entlasten, denn dann wissen wir, dass im Fall der Fälle die Organisationswirkung abgesichert weiterlaufen kann. Davon profitiert also nicht nur deine Organisation und ihre Wirkung, sondern auch wir selbst.

Gesund bleiben

Gesund bleiben: Grenzen setzen ist eine wichtige Fähigkeit, um auf einer Stelle mit vielen Wünschen, hohem Arbeitspensum und geringen Zeitressourcen langfristig gesund zu bleiben. Burn-Out ist im gemeinnützigen Sektor keine Seltenheit mehr. Umso wichtiger wird auch in dieser Relation die gute Kommunikationsfähigkeit, ein etabliertes Wissensmanagement sowie eine Fundraisingstrategie, die insbesondere mit der zur Verfügung gestellten Zeitressource harmoniert. Ständig über Grenzen „hinwegzuschießen“ hilft dauerhaft Niemandem. Deshalb gilt: Nur, wenn es uns selbst gut geht, können wir langfristig einer Organisation als Fundraisingkraft beistehen. Uns hilft dabei, klar zu kommunizieren, das nicht-fachliche Kollegium einzubinden, Veränderungen empathisch begleiten zu können, ein Wissensmanagement aufzubauen, Pausen einzulegen und Grenzen zu setzen.

Dies alles als Solo-Kraft im Fundraising dauerhaft und selbstmotiviert durchzuführen ist schwer. Deshalb kann die Stärkung der eigenen Soft-Skills hilfreich sein, um Herausforderungen resilienter zu begegnen.

Die Autorin dieses Beitrags, Rabea Ganz, ist zertifizierte Fundraising-Referentin, Digitale Konzepterin und Online-Marketing-Managerin. Sie wirkt derzeit „Solo“ im Spendenfundraising für peace brigades international – Deutscher Zweig e.V. sowie für die Kinderrechtsorganisation terre des hommes Deutschland e.V. im Team Institutional Major Giving.

Foto: contrastwerkstatt/AdobeStock


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