Schwarmfinanzierung: So gelingt die Crowdfunding-Kampagne

Eine Schwarmfinanzierungs-Kampagne auf einer Crowdfunding-Plattform braucht gute Vorbereitung, gezielte Gegenleistungen und eine gute Idee. Denn nur wenn 100 Prozent der Summe zusammenkommen, wird das Geld auch ausgezahlt. Wir geben Tipps für eine erfolgreiche Planung und Umsetzung.

Von Bernhard Bircher-Suits

Das Projekt „Tiny Restaurant“, ein Mini-Restaurant auf vier Rädern, hat auf Crowdify.ch 35.001 Franken eingenommen. Für die Initiatorin, die 44-jährige Annika Berger aus dem Schweizer Pfäffikon ZH, war von Anfang an klar, „dass eine Spendenkampagne für mein Projekt kein Selbstläufer wird“.

Erfolgsrezept: Vorarbeit, Vorarbeit, Vorarbeit

Doch was war das Erfolgsrezept von Berger, um innert weniger Wochen, Menschen von ihrem Projekt zu überzeugen? Bei solchen Crowdfunding-Projekten tönt die Antwort oft ähnlich: „Ich habe viel Vorbereitungsarbeit geleistet.“ Auch die ehemalige LKW-Fahrerin Berger hat auf der Plattform eine ausführliche, professionell gestaltete Projekt-Website erstellt, ein emotionales Video gedreht und sogar ein T-Shirt produziert. Ihr Herzensprojekt hat sie zudem mit Bildern und vielen Details illustriert. Auch ein wenig Selbstironie ist dabei, wenn im Video der Hinweis aufscheint, dass die Visagistin und das Filmteam gerade frei hatten. Einfach sympathisch und bodenständig!

Crowdfunding-Plattformen: Gegenleistungen bringen Erfolg

Als kleine Gegenleistung vergibt Berger den Spendern zudem Geschenke in Form eines Glases Wein oder eines Gratis-Menüs im zukünftigen Tiny-Restaurant. Annika Berger sagt: „In der Vorbereitungsphase habe ich rund 40 Personen einen Prospekt zugesandt und Dutzende Flyer verteilt. Ich habe auf Facebook zudem eine bezahlte Werbekampagne für relativ wenig Geld gestartet. Die Kampagne haben rund 8.500 Personen gesehen.“ Wer eine Crowdfunding-Kampagne professionell plant und umsetzt, auf eigene Faust oder mit externer Hilfe, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit finanziell belohnt. Gemäß Crowdfunding-Monitor Schweiz 2019 liegt die Erfolgsquote solcher Spendenprojekte in der Schweiz bei 68 Prozent. Das ist auch im internationalen Vergleich ein sehr hoher Wert.

Durchschnittliche Spendensummen: 9.500 bis 15.000 Franken

Das Projekt von Annika Berger lag in Bezug auf das Crowdfundingziel von 35 000 Franken klar über dem Schnitt: Die durchschnittliche Summe pro Projekt belief sich gemäss HLS-Studie zwischen rund 9.500 Franken („Sport und Gesundheit“) und 15.000 Franken („soziale Projekte“). Von finanzieller Bedeutung ist Crowdfunding in der Schweiz vor allem in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Im Jahr 2018 kamen 7,5 bis 8,5 Millionen Franken zusammen. Betrachtet man die Gesamtvolumen im Kulturbereich von drei Milliarden pro Jahr und 1,85 Milliarden Franken im Spendenbereich, wird klar: Die auf Crowdfunding-Plattformen erzielten Spendenvolumen sind im Vergleich zu den gesamthaft erzielten Einnahmen immer noch bescheiden. Über solche Plattformen lassen sich kleinere, rasch verständliche Projekte mit hoher Wahrscheinlichkeit gut finanzieren. Bei einer Crowdfunding-Kampagne gilt es aber, einige Dinge zu beachten. Die folgenden Tipps helfen auf dem Weg zum eigenen, erfolgreichen Projekt.

So gestalten Sie eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne

Die Planung

Suchen Sie eine für Ihr Projekt passende Crowdfunding-Plattform mit Hilfe eines detaillierten Anforderungskatalogs. Legen Sie für Ihre Crowdfunding-Kampagne überprüfbare Ziele fest (Finanzierungsziel, Anzahl Unterstützer, Anzahl Leads, etc.) und planen Sie die zur Zielerreichung nötigen Ressourcen für die gesamte Laufzeit und darüber ein (Personalbudget, Kosten Kampagnenproduktion, etc.). Unrealistische Finanzierungsziele bzw. eine schlechte Planung bergen Frustrationspotential für alle Beteiligten. Setzen Sie Spenden-Etappenziele. Werden die Ziele verfehlt, gilt es, die Marketing-Bemühungen umgehend zu intensivieren.

Die Vorbereitung

Überlegen Sie, wie Sie Ihr Projekt in einer kreativen, emotionalen Story präsentieren können. Gefragt ist eine authentische Geschichte mit viel Emotionen und aktiven Menschen hinter der Idee. Texte sollten kurz und verständlich sein – weniger ist oft mehr. Ein Video ist heutzutage ein Muss. Das Video sollte maximal zwei Minuten lang sein und einen packenden Einstieg sowie ein witziges Ende mit einem klaren Aufruf zur Beteiligung beinhalten. Produzieren Sie alle nötigen Informationsmaterialien in guter Qualität (Website, Flyer, Bilder, Grafiken, Poster, Videos), off- wie online. Planen und organisieren Sie kleinere, exklusive Gegenleistungen zur Motivation Ihrer Spender. Eine Gegenleistung kann zum Beispiel eine persönlich geschriebene Dankeskarte mit einem Give-Away sein. Die Gegenleistung sollte einen gewissen Erinnerungswert haben und der Versand unkompliziert und nicht zu teuer sein.

Die Startphase

Ganz wichtig: Zeigen Sie den Projektbeschrieb einer Auswahl der angepeilten Zielgruppe und optimieren Sie Ihre Kampagne nochmals aufgrund der Rückmeldungen. Was ist verständlich, was nicht, wo muss die Kommunikation noch geschärft werden. Die Durchführung sollte zeitlich gut geplant sein. Es muss klar sein, wer in welcher Phase was mit welchem Aufwand macht. Eine gute Finanzierungsphase läuft in der Regel zwischen 40 und 60 Tagen. Während dieser Zeit gilt es, laufend auf das Projekt aufmerksam zu machen und dranzubleiben. Legen Sie einen passenden Startzeitpunkt im Jahr fest, an welchem Sie mit ungeteilter Aufmerksamkeit für Ihr Projekt rechnen können. Ferienzeiten sind in der Regel nicht ideal.

Die Durchführung

Mit dem Start gilt es, die Aufmerksamkeit von Bekannten, Fans, Unterstützern und nach Möglichkeit auch der Medien zu gewinnen. E-Mails, Flyer, Social-Media-Posts etc. sind hilfreich mit einer Aufforderung zur Verbreitung und der Bitte um Unterstützung. Vor allem das persönliche Netzwerk sollte man aktivieren. Crowdfunding beginnt fast immer im eigenen Umfeld. Einige Plattformen bieten an, das Projekt während der Laufzeit noch zu verändern und zu konkretisieren. Sammeln Sie über die Spenden-Plattform und auf Social Media laufend Feedbacks zum Projekt und passen Sie bei Bedarf die Projektbeschreibung an. Bei Plattformen, die das nicht bieten, sind Blogeinträge eine Möglichkeit, auf Fragen einzugehen. Die meisten Unterstützer tätigen ihre Zuwendung am Anfang oder am Ende der Kampagne. Es gilt also, das Thema hochzuhalten und einen echten Countdown zum Ende hin zu gestalten.

Die Nachbearbeitung

Falls das Projekt seine geplante Summe erreicht und damit erfolgreich finanziert ist, gilt es, dies zu kommunizieren und sich bei allen Unterstützern zu bedanken. Entweder mit einem kleinen Geschenk oder, falls nicht vorgesehen, zumindest mit einem möglichst individuellen Dank. Falls das Projekt nicht finanziert werden konnte, gilt es herauszufinden, woran es lag und wie man es beim nächsten Versuch besser machen kann. Ein Dank für die Unterstützer ist auch dann angemessen. Vielleicht wird das nächste Projekt ja erfolgreich und dann braucht man die so gewonnene Crowd.

Text: Bernhard Bircher-Suits
Foto: pxhere.com

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Der Autor
Bernhard Bircher-Suits (lic. phil.) hat Unidiplome in Journalistik, Kommunikationswissenschaften und Sozialarbeit. Der diplomierte Kaufmann verfügt über langjährige Erfahrung als Erwachsenenbildner, Chefredaktor und Leiter Marketingkommunikation. Er verantwortete während fünf Jahren die Marketingkommunikation einer führenden Schweizer Fundraising-Agentur in Zürich. Aktuell ist er Eigentümer und Geschäftsleiter seiner Agentur FundCom in Zürich. Die FundCom ist auf Marketingkommunikation, Medienarbeit und Fundraising spezialisiert.


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