Gefühlte Wahrheiten
Es gibt eine Theorie, die besagt, dass wir desto eher etwas glauben, je unwahrscheinlicher es ist. Das erklärt aber noch lange nicht den scheinbaren Höhenflug populistischer Strömungen. Was aber genau ist denn nun los? Wieso erfindet jemand das Wort „postfaktisch“ und augenblicklich verschwindet der Boden unter unseren Füßen?
Der Autor dieses Buches kennt und versteht die Ängste und Unsicherheiten des Menschen. Wir fürchten uns vor „dem“ Falschen, obwohl es „die“ Wahrheit gar nicht gibt. Vertrauen scheint allgemein zu sinken, wobei wir uns indirekt die eigene Kritikfähigkeit (wie auch die anderer) absprechen. Um dem zu begegnen, analysiert Ortwin Renn aktuelle Tendenzen, um in der Folge Lösungsvorschläge im Umgang damit zu erarbeiten. Er verweist darauf, dass angesichts der unüberblickbaren Masse von Informationskanälen und -quellen viele Menschen „unterinformiert“ sind. Das ist nur scheinbar ein Widerspruch. Um diesen zu erklären und aufzulösen, stützt sich der Autor auf eine Vielzahl an Quellen und Erhebungen und analysiert diese mittels wissenschaftlicher Instrumente. Das tut er dank simpler Beispiele äußerst anschaulich und nachvollziehbar. Ihm gelingt es, einen Weg durch die Verunsicherung hindurch zu finden, weil das Gehirn des Menschen auch im postfaktischen Zeitalter nicht anders tickt als vorher. Deshalb ist es nämlich nach wie vor so, dass beispielsweise gleichzeitig dem einen kalt und dem anderen warm sein kann. Und der Leser erfährt, wie wir damit umgehen können.
Ortwin Renn. Gefühlte Wahrheiten. Orientierung in Zeiten postfaktischer Verunsicherung. Verlag Barbara Budrich. 2019. 206 Seiten. ISBN: 978-3-84742-271-6. [D] 19,90 €, [A] 20,50 €, CHF 27,80.
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