Fundraising für Bauprojekte: 5 hilfreiche Aspekte

Bauprojekte stellen fast jede Organisation vor große Herausforderungen. Deutliche Kostensteigerungen erschweren zudem eine sichere Finanzplanung. Umso erstaunlicher ist es, wie oft mögliche Zuschüsse und Erträge nicht genutzt werden. Warum sich die frühzeitige Einbindung des Fundraisings in den Planungsprozess lohnt.

Der Neubau oder die Sanierung eines Gebäudes gehört für viele Organisationen zu den großen Herausforderungen. Ob Kindertagesstätten oder Schulen, Pflegeeinrichtungen, Kirchen, ob Museen und Theater – gebaut und saniert wird (eigentlich) immer. Neben der inhaltlichen Ausgestaltung stehen die Ausgaben häufig im Mittelpunkt – notgedrungen. Seit Jahren steigen die Baupreise, zum Teil im zweistelligen Bereich pro Jahr. Für die Finanzierung werden daher zusätzliche Eigenmittel immer wichtiger, um etwa ein Darlehen zu erhalten oder individuelle Anforderungen finanzieren zu können. Ein Zuschuss von Aktion Mensch oder Deutschem Hilfswerk, vielleicht auch durch eine Stiftung oder das Hoffen auf Spenden reichen nicht mehr aus.
Umso erstaunlicher ist es, wie viele Ein­nah­me­möglichkeiten nicht genutzt werden. Ob staatliche Mittel – etwa für energieeffiziente Maßnahmen wie Dämmung, Wärme, Klima- und Kühltechnik –, Stiftungs­zuschüsse, Sponsoring oder Impact In­ves­ting bieten die Chancen auf zusätzliche Ein­nahmen.

Fundraising muss mitgedacht werden

Häufig wird das Fundraising zu spät eingebunden – meist erst, wenn die Planungen bereits abgeschlossen sind, der Bauantrag gestellt wurde und kaum noch etwas verändert werden kann. Da aber gerade bei staatlichen Zuschüssen auch Auflagen und bauliche Standards zu beachten sind, können diese Mittel nicht mehr beantragt werden.
Stiftungen unterstützen nur Bauprojekte mit einem hohen Innovationsgrad und einem klaren Nutzen. Entsprechend behalten sie sich gerade bei großen Zuschüssen eine Mitsprache vor. Auch Großspender möchten sich zum Teil aktiv einbringen. Auf diese Erwartungen sollten sich Organisationen einstellen und sie bereits möglichst früh bei den Planungsprozessen einbinden – durchaus zwölf Monate, bevor der Bauantrag gestellt wird.

Der „Fundraising-Loop“

Dazu braucht es einen anderen Planungsprozess: Kommunikation und Fundraising müssen frühzeitig eingebunden werden. Als Agentur empfehlen wir, nach der ersten Kostenschätzung eine Schleife einzulegen: den Fundraising-Loop. Um die Möglichkeiten im Fundraising zu ermitteln und die Förderbedingungen ken­nen­zulernen, reichen die ersten Planungs­unterlagen. Geprüft werden sollten mindestens folgende fünf Aspekte:

  • Können staatliche Zuschüsse genutzt werden?
  • Welche Stiftungen könnten das Projekt fördern?
  • Wie sieht es mit Lotteriemitteln aus?
  • Welche Großförderer lassen sich aktivieren?
  • Bietet sich das Bauvorhaben für Kleinspender an?

Die Ergebnisse der Potenzialermittlung fließen dann sowohl in die Fundraising- als auch die Bauplanung ein. Dies wiederum führt zu einem angepassten Finanzplan.

Welches Potenzial liegt im Fundraising?

Ein Beispiel: Als für die Sanierung eines Bildungszentrums die Planungsentwürfe und eine erste Kostenschätzung vorlagen, wurde das Fundraising-Potenzial ermittelt und die damit verbundenen Vorgaben zusammengetragen. Durch das „Bundesprogramm energieeffizienter Gebäude“ sind Zuschüsse von 20 Prozent für die Wärmedämmung von Wänden, Geschossdecken und Dachflächen, die Erneuerung, den Ersatz oder einen erstmaligen Einbau von Fenstern und Außentüren möglich.
Außerdem gibt es Zuschüsse für die Erneuerung der Heizungsanlage im Gebäude (bis zu 45 %), den Einbau und die Erneuerung einer Lüftungsanlage und den Einbau und die Installation der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik. Voraussetzung ist, dass bestimmte Standards bei der Energieeffizienz erreicht und die benötigte Energie nachhaltig erzeugt wird. Da ist gutes Zusammenspiel zwischen Fundraising und Fachplanung erforderlich.

Freiwillige investive Maßnahmen

Ein anderes Beispiel: Ein Sozialverband kann über das Programm „Anpaso“ bis zu 90 Prozent der Ausgaben „für freiwillige investive Maßnahmen“ erstattet bekommen, um die Folgen des Klimawandels zu mindern. Das kann von der Nachrüstung von Jalousien, der Anschaffung von Sonnensegeln über eine Dachbegrünung bis zur Entsiegelung von Hofflächen und Maßnahmen des Hochwasserschutzes reichen.
Ein drittes Beispiel: Für den Neubau eines Bil­dungs­campus konnten mehr als zehn Stif­tungen identifiziert werden, die mit Beträgen zwischen 10.000 und 100.000 Euro Teil­pro­jekte fördern wollten – von der Ausstattung bis zu Maßnahmen im Um­welt­schutz.
Mit einem modernen Planungs­prozess und der früh­zeitigen Einbindung von Öffent­lich­keits­arbeit und Fundraising kann jede Organisation im Bau-Fundraising zusätzliche Einnahmen gewinnen. Die frühzeitige Einbindung ermöglicht einen engen Austausch mit dem Architekten, den Fachplanern und der Fachabteilung. Der Start einer Spendenkampagne sollte erst erfolgen, wenn über die genauen baulichen Maßnahmen und die Zuschüsse Klarheit besteht.

Der Autor dieses Textes Jörg Günther stärkt seit 2006 als Geschäftsführer der Fundraising-Agentur Zielgenau GmbH in Darmstadt gesellschaftliches Engagement von NGOs. Seit 25 Jahren begleitet der Architektensohn gemeinnützige Bauprojekte im Fundraising.

Foto: Rido/AdobeStock


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