Die passende Crowdfunding-Plattform: So wähle ich sie aus

Crowdfunding-Plattformen gibt es viele. Doch wem vertraue ich mein Crowdfunding-Projekt an und was leistet die Plattform dann dafür? Fragen nach Themenaffinität, Gebühren und der User-Zahl stellen sich da. Und das ist noch nicht alles.

Wer sich im Dschungel der Crowdfunding-Plattformen zurechtfinden will, dem sei die Seite crowdfunding.de/plattformen/ von Michael Harms ans Herz gelegt. Eine enorm übersichtliche und gut gepflegte Seite, die zwischen den verschiedenen Crowdfunding-Arten unterscheidet. Es gibt spendenbasierte Plattformen, wie betterplace.org oder GoFundme.de, die gegenleistungsbasierten Plattformen, wie startnext.de, respekt.net oder wemakeit.com, und die Crowdlending-Plattformen, wie XAVIN oder bettervest. Das meiste Geld fließt heute bereits in den Crowdinvesting-Bereich. Hier geht es um Unternehmensanleihen oder Risiko-Kapital, was auf den gemeinnützigen Bereich aber kaum zutrifft.

Welche Kriterien sind relevant?

Und schon ist man bei der Qual der Wahl. Welche Plattform nehme ich für mein Projekt? Ein Kriterium könnte die Zahl der registrierten Plattform-Nutzer sein. Der deutsche Marktführer startnext wird beispielsweise dieses Jahr wohl die Zwei-Millionen-Nutzer-Marke knacken. Doch ohne Werbemöglichkeiten, beispielsweise im Newsletter der Plattform, erschließt man diese Reichweite nicht. Man ist ja dort mit hundert anderen Projekten in Konkurrenz. Der Normalfall ist daher, seine Crowd auf die Plattform zu bringen. Nächstes Kriterium ist das Thema des Projektes, denn es gibt auch Plattformen nur für Sport, Musik, Umwelt oder Kunst. Die Nutzerzahlen sind hier geringer, aber das Publikum eventuell affiner für das Thema als auf multithematischen Plattformen.

Genau hinschauen: Gebühren

Entscheidender sind eher harte Kriterien. Dazu gehören zweifelsohne die Gebühren. Sie bewegen sich zwischen vier und zwölf Prozent, und nicht jeder Anbieter hat das transparent auf seiner Seite. Gebühren sollten auch nur anfallen, wenn das Projekt erfolgreich ist, also die erste Fundingschwelle erreicht ist. Ebenfalls wichtig sind Zahlungsmöglichkeiten. Paypal, Kreditkarte und SEPA sind Pflicht. Die Zahlungsgebühren muss man dann meist auch noch hinzurechnen. Viele Banken erlassen auf ihren hauseigenen Plattformen die Gebühren und rechnen sich das als unternehmerische Verantwortung an. Es ist durchaus nützlich, das zu prüfen. Spannend sind sogenannte Matching-Funds, die Plattformen gemeinsam mit Förderern oder Sponsoren anbieten. Diese erhöhen dann bis zu einer gewissen Summe alle eingehenden Beträge der Crowd.

Beratung und Sup­port

Ebenfalls wichtig: Beratung und Sup­port. Hier geht es nicht nur um technische Fragen. Auch die inhaltliche Dar­stel­lung, Formulierungen und Bilder sind für das Crowdfunding enorm wichtig. Die Platt­form­be­treiber haben hier viel Er­fah­rung und kön­nen helfen. Einige tun es, andere halten sich da eher zurück. Online-Handbücher vermitteln zumindest nützliches Basiswissen. Empfehlenswert ist es, in den erfolgreichen Projekten auf der Plattform zu stöbern und sich inspirieren zu lassen. Projekte, die nicht nur auf ein regionales, sondern bundesweites oder internationales Publikum wirken wollen, sollten auch nach Mehrsprachigkeit und Zahlungsmöglichkeiten in verschiedenen Währungen fragen.

Kommunikation und Vernetzung

Entscheidend für jede Kampagne ist die Kommunikation mit der Crowd über die Plattform. Sie sollte Blogs oder direkte Kommunikation bieten. Die Daten sollten danach auch für weitere Kampagnen zur Verfügung stehen und komplett downloadbar sein. Das ist wichtig für Dank und Community-Building. Entscheidend sind auch Tools, mit denen die Crowd das Projekt teilen kann. Wenn sich Menschen also am Projekt beteiligen, sollten sie danach sofort eine Aufforderung erhalten, andere über Social Media darüber zu informieren. Das ist mittlerweile genauso Standard wie Projektwidgets für die eigene Website. Nur so kann ein Projekt für mehr Verbreitung sorgen.

Dass es – eine große eigene Community vorausgesetzt – aber auch mal ohne Plattform gehen kann, zeigt aktuell das Crowdfunding des Satiremagazins Katapult.

Seriosität

Und was ist mit Seriosität? Bisher gab es auf den deutschsprachigen Plattformen keine bekannten Fälle von Missbrauch oder Skandale, wie etwa in den USA, wo sich drei Gauner vor Weihnachten 2018 eine schöne Obdachlosen-Geschichte ausdachten, 400 000 Dollar einsammelten und das Geld verprassten. Die Plattform musste das Geld an die 14 000 Spenderinnen und Spender zurückgeben.
Die Entscheidung für die richtige Plattform sollte in der Planung recht früh getroffen werden. Deshalb ist die Empfehlung, sich vorab auf verschiedenen Plattformen selbst zu registrieren und die Funktionalität auszuprobieren, bevor man das eigene Projekt startet.

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Text: Kurt Manus, Foto: Pixabay


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