Die Gesellschaft des Zorns

Es ist nicht einfach, über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Tendenzen zu sprechen, ohne weder dem einen vermeintlich nach dem Mund zu reden noch dem anderen scheinbar zu widersprechen. Wie sollte eine Einordnung als rechtspopulistisch bezeichneter Phänomene aufgebaut sein, um sachlich und neutral einen umfassenden Blick zu gewährleisten? Cornelia Koppetsch ist Professorin für Soziologie an der Technischen Universität Darmstadt, wo sie unter anderem über den Aufstieg der neuen Rechtsparteien forscht. Dass ihr Blick nüchtern ausfällt, zeigt bereits der erste Satz ihrer Einleitung: „Jeder soziale Wandel bedeutet die Vertreibung aus einem Paradies […].“ Dieser Blick greift also tatsächlich weit.
Und bekanntlich sind es jede Menge Symptome, die sich ausmachen lassen. Ein gefühlter Kontrollverlust vor allem in unteren Gesellschaftsschichten, das Gefühl, abgehängt worden zu sein. Immer wieder diese Grundposition des „Wir hier unten vs. die da oben“. Wer sich in einer solchen Orientierungslosigkeit nach Identität sehnt, greift halt zu Nationalität als Basis. Das sollte niemanden verwundern. Schließlich soll „die Ordnung“ wieder hergestellt werden. Dass es eine solche nie gegeben hat, weil es sie nicht geben kann, spielt dabei keine Rolle.
Einen, wenn nicht den Kern schlechthin, sieht die Autorin in dem „bislang unbewältigten Epochenbruch der Globalisierung“. Dieses Gold hat nämlich tatsächlich seinen Glanz eingebüßt. So langsam dämmert es in weiten Teilen der Gesellschaft, dass hier nicht alles fair vonstatten geht.

Rico Stehfest

Cornelia Koppetsch. Die Gesellschaft des Zorns. Rechtspopulismus im globalen Zeitalter.
transcript Verlag. 2019. 288 Seiten.
ISBN: 978-3-8376-4838-6. [D] 19,99 €, [A] 19,99 €, CHF 27,95.


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