Volle Tonne, leere Teller
Seit mehr als zehn Jahren engagiert sich Jochen Brühl bereits für „Die Tafel Deutschland“, seit vielen Jahren ist er deren Vorsitzender. Man darf also davon ausgehen, dass er sich mit Themen wie Armut, Verschwendung und Gleichgültigkeit des Wohlstands auskennt. Wenn es um die Sache geht, hält er nicht hinter dem Berg. Mit diesem Buch haut er aber nicht einfach mit der Faust auf den Tisch. Vielmehr hat er einen äußerst cleveren Schachzug gewählt. Einer komplexen Gemengelage stehen immer eine Vielzahl unterschiedlicher, teils sich einander widersprechender Positionen gegenüber. Deshalb hat sich der Autor mit unterschiedlichsten Menschen getroffen, darunter auch so bekannte Namen wie Marianne Birthler und Hannes Jaenicke. Mit ihnen hat er sich darüber unterhalten, um mögliche Ursachen wie auch Erklärungen für andauernde gesellschaftliche Missstände zu erkunden und herauszufinden, was es braucht, um mehr Gerechtigkeit zu erreichen. Denn wir wissen: Es ist genug für alle da.
Das Ergebnis könnte man direkt eine Art Erzählband nennen. Brühl lässt nicht nur die einzelnen Gesprächspartner umfangreich zu Wort kommen. Er stellt sie auch als Persönlichkeiten in ihrer Individualität vor und zeigt so das Woher ihrer Sichtweisen. Damit zeichnet er das Bild einer Gesellschaft, die sich selbst befragt. Um direkte Lösungen geht es hier nicht. Vielmehr sorgt diese Bandbreite für eine Ausdifferenzierung vorhandener Standpunkte. Und das ist bekanntlich die Basis ein für Weiterkommen unserer Gesellschaft.
Rico Stehfest
Jochen Brühl. Volle Tonne, leere Teller. Verlag adeo. 2019. 240 Seiten. ISBN: 978-3-86334-237-1. [D] 22,00 €, [A] 22,70 €, CHF 30,75.
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